Die Region des heutigen Golf von Morbihan war vor rund 12.000 Jahren weitgehend trockenes Festland. Lediglich ein paar Flüsse und Meeresarme durchzogen die Landschaft, bevor die große Flut nur die höher gelegenen Gebiete verschonte und in Inseln verwandelte.
Heute findet man ein inselreiches Binnenmeer vor, das nur über die etwa 1 km schmale Passage mit dem Atlantik verbunden ist. Der Name setzt sich aus den bretonischen Wörtern „mor“ (Meer) und „bihan“ (klein) zusammen. Nach dem „kleinen Meer“ wurde kurzerhand auch das gesamte Département benannt. Es wird durch die Rhuys-Halbinsel und Locmariaquer von der Bucht von Quiberon (Atlantik) getrennt. Die Gezeitenströme sind hier mit Geschwindigkeiten von bis zu 4 Metern pro Sekunde sehr stark.
Auch innerhalb des Golfes bestehen aufgrund der Gezeiten und der an vielen Stellen geringen Wassertiefe zahlreiche Strömungen.
Das Binnenmeer erstreckt sich über Seitenarme bis weit ins Landesinnere, so z. B. nach Auray, Vannes und Noyalo, wo sie sich später mit kleinen Flüssen verbinden. Diese Seitenarme werden zwar „Flüsse“ genannt, sind aber genaugenommen Meeresarme, die ebenfalls Ebbe und Flut unterliegen. Ein Drittel der Fläche des Golfs von Morbihan ist nur bei Flut von Wasser bedeckt und liegt bei Ebbe frei.
Die berühmteste aller Inseln im Golf von Morbihan ist Gavrinis. Sie wurde wegen ihres weitgehend original erhaltenen Hügels und vor allem der geradezu überbordenden Ornamentik seines Inneren als eines der bedeutendsten Megalithmonumente Europas weltweit bekannt. Das Alter des Bauwerks wird auf 6000-6200 Jahre geschätzt. Möglicherweise ist es aber älter als die Fundstücke, deren Alter man mit dessen Errichtung gleichsetzt.
Die unbewohnte, in Privatbesitz befindliche Insel liegt zwischen Locmariaquer und Larmor-Baden. Zur Zeit der Errichtung des kreisrunden Cairns waren Gavrinis sowie wie das nahegelegene Er Lannic mit seinem heute zum Teil im Meer versunkenen Steinkreis keine Inseln, sondern Festland.
Bei der „Wiederentdeckung“ des Tumulus von Gavrinis im Jahr 1832 waren der Eingang zugeschüttet und Teile des Hügeldaches entfernt worden. Große Teile des Bauwerks und der komplette Gangbereich samt Trilithenportal waren erhalten geblieben. Der Gang war zu diesem Zeitpunkt von oben begehbar, jedoch teilweise noch durch Sand und kleine Steine verstopft.
Es sollten jedoch noch 150 Jahre vergehen, bevor man Hügel und Dolmen Anfang der 80er Jahre restaurierte und der Öffentlichkeit zugänglich machte.
Bei diesen Ausgrabungs- und Restaurierungsarbeiten wurde festgestellt, daß auch die vom Cairn bedeckten und somit nicht sichtbaren Außenflächen einiger weniger Steine ornamentiert waren. Die Muster unterscheiden sich jedoch deutlich von denen im Innern. Es wird vermutet, daß sie ebenfalls Teile von Menhiren oder frühen Bauwerken sind, die bei Errichtung wiederverwendet wurden.
Wie bei den meisten anderen Dolmen der Bretagne gab es auch in Gavrinis keinerlei Hinweise auf Bestattungen. Der annähernd kreisrunde Cairn ist mehrstufig angelegt und besteht aus Tausenden Bruchsteinen, die in etwa die Größe von Ziegelsteinen haben. Der Bau ruht auf einer etwa 70 cm hohen Aufschüttung aus Erde, Sand und kleinen Steinen. Während der vordere Teil des Hügels aus Steinen besteht, wurde der rückwärtige Teil als grasbewachsener Erdhügel gestaltet.
Im Inneren des Steinhügels befindet sich eine der schönsten Anlagen der gesamten Megalithzeit. Sie hat einen ca. 13 m langen und etwa 0,80 m breiten, mit großen Platten gepflasterten Gang mit einer gleichbleibenden Kopfhöhe von etwa 1,50 m, der in eine 1,75 m hohe und nur etwa sechs Quadratmeter große Kammer (etwa 2,30 m x 2,55 m) führt.
Alle Tragsteine sowie die Decksteine im Gangbereich sind aus Granit, der in der näheren Umgebung zu finden ist. Der 17 Tonnen schwere Deckstein hingegen ist der mittlere Teil eines Menhirs, der früher wahrscheinlich einmal in ein Alignement auf der Halbinsel Locmariaquer eingereiht war. Seine Gravuren sind noch gut erhalten.
Die Oberflächen von 21 der 29 Tragsteinen in Gang und Kammer wurden erst geglättet, bevor sie über und über mit Ornamenten verziert wurden. Mithilfe welcher Werkzeuge die damaligen Menschen solche feinen und präzisen Gravuren in den zweithärtesten Stein der Welt einzubringen vermochten, ist unbekannt.
Schlangen- bzw. wellenartige Motive, konzentrische Halbkreise, Fischgrät- und Flechtmuster gilt es zu bestaunen. Einige der Muster ähneln Fingerabdrücken verblüffend.
Die berühmteste Stele ist jene mit der Nr. 21. Ihre 18 „Keile“ in der Anordnung 3/4/5/6, umrahmt von Linien und fingerabdruckartigen Motiven, haben Mathematiker und Mystiker dazu veranlaßt, in Gavrinis einen Zahlencode oder eine verschlüsselte Botschaft zu suchen. Doch auch vielfältige Berechnungen und Interpretationsversuche konnten dem Hügel bis heute sein Geheimnis nicht entlocken.
Der mysteriöseste Stein von Gavrinis (Nr. 18) befindet sich in der Kammer auf der linken Seite. Er besitzt etwa auf halber Höhe drei unregelmäßige geformte, mehr als kopfgroße Löcher. Hier sind sich die Fachleute uneins, ob sie vor oder nach der Ornamentierung eingebracht wurden oder ob es sich bei ihrer Entstehung gar um eine Laune der Natur handelt.
Drei Gangsteine sind nur teilweise ornamentiert und somit möglicherweise unvollendet. Der zur Hälfte verzierte „Schwellenstein“ vor dem Eingang zur Kammer wurde zu seinem Schutz durch eine Replik ersetzt und ins Museum von Vannes gebracht.
Leider ist die Beleuchtung des Inneren so dürftig, daß man gerade sieht, wohin man tritt. Erst das Anleuchten des Führers mit seiner Taschenlampe ermöglicht die Betrachtung der Ornamente in einzelnen Ausschnitten.
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