Locmariaquer ist eine Gemeinde mit 1600 Einwohnern auf der gleichnamigen Halbinsel, welche ca. 15 km Seelinie gegenüber der Halbinsel Quiberon liegt. Die Bucht zwischen den beiden Halbinseln trägt den Beinamen „Côte des Mégaltihes“. Vor Ende der letzten Eiszeit war die Bucht wesentlich kleiner. Locmariaquer ist etwa 12 km von Carnac entfernt.
Auch auf dieser Halbinsel gibt es einige Megalithanlagen zu besichtigen. Am bekanntesten ist wohl der Komplex „Site des Mégalithes“ (Megalithstätte).
Aber auch die Ganggräber Mané Lud, Mané Rutual und vor allem die Allée couverte Les Pierres Plates sind erwähnenswert.
Der Tumulus Mané Hroueg war zum Zeitpunkt des Besuchs wegen Einsturzgefahr gesperrt.
Der Komplex des Site des Mégalithes umfaßt ein Areal mit drei Stätten: Dem gebrochenen Menhir Le Grand Menhir Brisé, dem Table des Marchands und der Grabanlage Er Grah.
Im angeschlossenen Infozentrum mit Souvenirladen gibt es ein kleines Kino, in dem der Besucher zunächst einen sehr interessanten, etwa 10minütigen Film über die drei Stätten zu sehen bekommt.
Er informiert zum einen über die Landschaft vor der letzten Eiszeit und zeigt die Gebiete auf, die damals noch an Land lagen und wie sie miteinander verbunden waren. Zum anderen werden verschiedene Techniken zur Erbauung nicht nur der Stätten der Site des Mégalithes vorgestellt.
Solchermaßen informiert, startet man seinen Rundgang.
Le Grand Menhir Brisé und Er Grah sind heute mit einer nur wenige Zentimeter über dem Boden verlaufenden Kordel „eingezäunt“, was dem Besucher bedeutet, auf dem Weg zu bleiben. Erstaunlicherweise halten sich alle daran. Nur im Rahmen einer Führung kann man nahe an die Stätten herantreten.
Der Table des Marchands ist zugänglich.
Er Grah wird hier nicht gesondert vorgestellt, da von diesem Komplex kaum noch etwas sichtbar ist.
Das zweifelsohne beeindruckendste Objekt der „Site des Mégalithes“ (und eines der gesamten Region) ist Le Grand Menhir Brisé.
Der als größter antiker Menhir Europas geltende Koloß besteht aus dem granitähnlichen Orthogneis-Gestein, wurde aus der Umgebung von Auray (Entfernung etwa 10 km) hierher transportiert und in ein etwa 2 m tiefes Fundament gesetzt. Der Stein war ursprünglich 20,60 m lang und erreichte aufgerichtet eine Höhe von etwa 18,50 m. Die Außen- und Flachseiten des Steines sind gerundet. Sein Gesamtgewicht beträgt etwa 280 Tonnen. Eine genaue Betrachtung der Oberfläche läßt Spuren der Bearbeitung des Steines erkennen. Dies geschah wohl, nachdem der Stein aufgerichtet worden war, denn die Basis, die in den Boden eingelassen war, weist keine Bearbeitungsspuren auf. Seine geheimnisvolle Gravur ist inzwischen so stark verwittert, daß sie kaum noch erkennbar ist.
Offiziell wird sie als „Beilpflug“ betitelt - ein weiteres Beispiel fantasievoller Wortschöpfung, denn einen „Beilpflug“ gibt es nicht.
Diese Art Gravur ist übrigens nicht für diesen Menhir charakteristisch, sie ziert auch andere Menhirteile.
Heute liegt der gewaltige Stein in vier zerbrochenen Stücken auf dem Boden. Drei liegen in südwestlicher Richtung, das untere und größte Teilstück fiel etwa in Querrichtung dazu. Das größte Teilstück ist ca. 7 m lang, die beiden mittleren messen jeweils etwa 4,50 m und das obere erreicht immerhin noch eine Länge von über 4,10 m. Im Boden gefundene Fundamente weisen darauf hin, daß der Menhir Brisé die höchste Steinsäule eines Alignements aus 19 Säulen war.
Heute ist der Verlauf dieses Alignements mit Kreisen aus aufgeschichteten Steinen auf dem Boden angedeutet.
Diesem Alignement sollen zwei weitere Menhire entstammen, deren Bruchstücke als Deckplatten wiederverwendet wurden. So finden sich der untere Teil einer ehemals 14 m hohe Steinsäule ( hier „Menhir I“ genannt) im Table des Marchands und deren Mittelteil in Gavrinis wieder. Beim oberen Stück geht man davon aus, daß es in der Kammer von Er Grah verbaut wurde.
Das 11,40 m lange Basisstück des zweiten Menhirs (hier „Menhir II“ genannt) ziert als Deckstein die Kammer des Gangdolmens Mané Rutual.
Der Verbleib des oberen Teils ist nicht geklärt, könnte aber meiner Meinung nach aufgrund der ähnlichen Abmessungen der Deckstein vom Mané Lud sein.
Etwa 300 m südlich vom Menhir Brisé befindet sich ein weiterer gebrochener Steingigant, der sogenannte Bronzo-Menhir. Er zeigt die Gravur eines Vogels in vollem Flug und darüber eine seilartige Verzierung. Ob er ebenfalls zu dem Alignement gehörte, ist unbekannt.
Zur Ursache für den Einsturz des Grand Menhir Brisé gibt es widersprüchliche Angaben. Der Infotafel ist zu entnehmen, daß der Menhir Brisé das letzte Zeugnis einer Mitte des 5. Jahrtausends vor Christus aufgestellten Stelenreihe ist, die einige Jahrhunderte später nach einem Erdbeben „verschwand“.
Andere Quellen vermuten, daß er absichtlich umgestürzt worden sei. Dafür sprechen die sehr präzise und glatt durchtrennten Flächen der vier Teilstücke, deren Kanten Spuren äußerlicher Einwirkung tragen.
Schade, daß man die in die „Restauration“ des Table des Marchands verwendeten Kosten und Mühen nicht in die Aufrichtung dieses mindestens 6500 Jahre alten Monolithen investiert hat. Was für ein gigantischer Anblick müßte das heute sein!
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